Jubiläum mit Blick in die Zukunft 

15 Jahre ist zwar kein hohes Alter, aber ein guter Grund eine Fachtagung zu veranstalten, die die Akteure im Umfeld haushaltsnaher Dienstleistungen und Betreuungs- und Entlastungsdienste zusammenbringt und den Teilnehmenden einen umfassenden Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen gibt. Zumal mit dem Zukunftspakt Pflege des Bundesgesundheitsministeriums evtl. tiefgreifende Änderungen zu erwarten sind.

Angefangen hat der Zusammenschluss haushaltsnaher Dienstleistungsunternehmen mit der Gründung einer Bundesarbeitsgemeinschaft im Jahr 1999. Die Qualität der Leistungserbringung stand von Anfang an im Zentrum, und so wurden in der Zeit bis zur Vereinsgründung selbstverpflichtende Standards entwickelt. Die Gründungsversammlung des BHDU fand dann am 9. Juli 2010 statt, die BAG löste sich auf. Die Vereinsgründung war wichtig, um Gehör bei der Politik zu finden!

Neben den Mitgliederversammlungen fanden immer wieder Gesprächsrunden mit wichtigen Akteuren statt, z.B. mit der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit, Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Universität Gießen, Thomas Fischer aus dem damaligen BMFSFJ sowie Gewerkschaftsvertretern.

Am 7. November begrüßte der Vorsitzende Christian Misioch nun knapp 50 Teilnehmende zur Tagung in Düsseldorf. In seiner Eröffnungsrede machte er deutlich, dass es einen Bundesverband für haushaltsnahe Dienstleistungen heute umso mehr braucht: Denn nach wie vor kämpft die Branche mit Vorurteilen, rechtlichen Grauzonen und einem Mangel an Anerkennung! Dabei ist unbestritten, dass haushaltsnahe Dienstleistungen ein Rückgrat unserer Gesellschaft und Teil der Daseinsvorsorge sind. „Gerade deshalb müssen wir weiter dafür kämpfen, dass diese Arbeit sichtbar, anerkannt und fair bezahlt wird,“ betonte Christian Misioch und bedankte sich bei allen Mitstreiter*innen.

Annette Heuser und Ilka Mildner, 1. und 2. stellv. Vorsitzende des BHDU, berichteten über die Aktivitäten des Verbandes im letzten Jahr. Dazu gehörten viele politische Kontakte, Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben und die Aktivitäten im Rahmend des Dachverbandes Deutscher Hauswirtschaftsrat.

Erster Referent war dann Jens Albrecht, Vizepräsident der Pflegekammer NRW. Die gibt es seit knapp drei Jahren, und sie hat inzwischen ca. 250.000 Mitglieder. Das sind Pflegefachpersonen, die zur Mitgliedschaft wie bei anderen Kammern auch verpflichtet sind. „Versorgungssicherheit – wie ist sie zu gewährleisten?“ lautete sein Thema. Albrecht betonte, dass neben den Pflegefachpersonen die Entlastungsdienste eine wichtige Säule in der Versorgungslandschaft sind – eben weil sie auch diese entlasten. Und daher sei es sehr wichtig, die Schnittstelle zwischen Pflege- und Entlastungsdiensten gut zu managen und zu kooperieren. Entlastungsdienste tragen dazu bei, dass Angehörige sich nicht überlasten und dass die Kontinuität der Versorgung gesichert wird. Das kann im besten Fall eine Heimaufnahme verhindern. „In der Zusammenarbeit von Pflege und Entlastungsdienst bedeutet das, dass sich die Pflegefachpersonen auf die komplexen Aufgaben konzentrieren können und Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden“ – davon ist Jens Albrecht überzeugt. Der Vizepräsident der Pflegekammer stellte also klar, dass den Entlastungsdiensten keine untergeordnete Rolle in der Versorgungslandschaft zukommt, sondern ohne sie keine gute Pflege möglich ist. Wie sich in der Diskussion herausstellte gibt es in NRW inzwischen mehr Entlastungs- als Pflegedienste.

Dem Vorstand des BHDU war es gelungen, die gesundheitspolitischen Sprecher bzw. deren Stellvertreter von CDU, SPD und Grüne für die Tagung zu gewinnen. Daniel Hagemeier, Thorsten Klute und Mehrdad Mostofizadeh sprachen über die zukünftige Pflegepolitik, die Finanzierung der Pflege und die Chancen und Herausforderungen für Entlastungsdienste. Thorsten Klute plädierte für eine solidarische Pflegeversicherung, wie sie auch Prof. Dr. Rothgang vorschlägt, und sprach das Thema Schwarzarbeit an. Daniel Hagemeier bezeichnete Entlastung als soziale Teilhabe und sieht den BHDU als Partner der Politik. Das Problem der überbordenden Dokumentation und die vorhandenen Doppelstrukturen müssten beseitigt werden. Mehrdad Mostofizadeh sprach sich für eine stärkere Rolle der Kommunen und weniger Kontrollen aus.

Die Mitglieder des BHDU verdeutlichten in der anschließenden Diskussion die Probleme, mit denen sie im Alltag zu kämpfen haben: die Höhe des Entlastungsbetrages von 131 € (viel zu niedrig), die Mindestlohnerhöhung im kommenden Jahr (noch weniger Leistungen möglich) und der gedeckelte Stundensatz von 38 € in NRW. Aber auch der immer mehr geforderte Einsatz von Nachbarschaftshilfen – gegen die man nicht grundsätzlich ist: Nur müssen eine qualifizierte Schulung und fachliche Unterstützung gewährleistet sein.

In NRW gibt es als einzigem Bundesland Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz. Dr. Sarah Hampel ist die Projektleitung und berichtete über die Arbeit im Hinblick auf Entlastungsdienste und hauswirtschaftliche Unterstützung. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Förderung von Unterstützungsangeboten im Alltag nach § 45a SGB XI. In sieben Thesen stellte sie die wichtige Funktion der Entlastungsdienste dar: Sie fördern Selbstständigkeit, Teilhabe und Lebensqualität. Daher erfordere die Arbeit ein klares Profil und eine professionelle Haltung. „Hauswirtschaft ist die soziale Infrastruktur des Alltags,“ betont Dr. Hampel und sieht Alltagsmanagement als präventive Praxis. Und sie ist sich sicher: „Hauswirtschaftliche Unterstützung wird zu einem Schlüsselbereich der Pflegeversicherung!“.

Um die Zusammenarbeit von Ehrenamt und ambulanten Entlastungsdiensten ging es im Vortrag von Aline Wybranietz von der Alzheimer Gesellschaft NRW. Nach einer Vorstellung der Arbeit und der Herausforderungen bei Demenz betonte auch sie die wichtige Unterstützungsmöglichkeit durch niedrigschwellige Entlastungs- und Unterstützungsangebote.

Austausch ist beim BHDU schon immer groß geschrieben. Es gibt in jedem Jahr zwei Mitgliederversammlungen, damit die Mitglieder sich treffen können. Und so endete die Tagung natürlich auch mit einem Sektempfang zum Jubiläum und guten Gesprächen.

Impressionen von der BHDU-Jubiläumstagung

(Zu Vergrößerung bitte Foto anklicken.)

Nach oben scrollen